Landesausstellung Sachsen-Anhalt öffnet ihre Pforten – Weltweit erste Ausstellung zu Leben und Werk
von Lucas Cranach dem Jüngeren
Lutherstadt Wittenberg, 25.06.2015
Es ist eine Weltpremiere: Mit der Landesausstellung Sachsen-Anhalt „Cranach der Jüngere 2015“ stehen zum ersten Mal Leben und Werk von Lucas Cranach dem Jüngeren im Mittelpunkt einer Ausstellung. Zu seinem 500. Geburtstag tritt der Künstler aus dem Schatten seines gleichnamigen Vaters, Lucas Cranach des Älteren. Am 26. Juni öffnet die Schau in Wittenberg an drei Standorten ihre Pforten. Ausstellungen in Dessau und Wörlitz sowie die Cranach-Kirchen in der Region setzen weitere Akzente im Cranach-Jahr 2015.
Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters
Für die Landesausstellung ist das Augusteum, das Vordergebäude des Lutherhauses, erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf knapp 850 Quadratmetern Fläche präsentiert die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt die Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“. Zu sehen sind 120 Werke von Lucas Cranach dem Jüngeren, die aus Museen und Sammlungen aus der ganzen Welt zusammengetragen wurden. Zahlreiche Werke waren zuvor noch nie ausgestellt. Die Schau präsentiert Cranach den Jüngeren als facettenreiche Persönlichkeit: als fürsorgliches Familienoberhaupt, angesehenen Ratsherrn und findigen Unternehmer. Vor allem aber lenkt sie den Blick auf den Künstler, der dem malerischen Können seines Vaters keineswegs nachstand. Lucas Cranach der Jüngere war bereits früh in die Malerwerkstatt eingebunden und dort selbstständig tätig. Seit 1550 führte der Sohn die Cranach-Werkstatt nicht nur mit unvermindert hoher Qualität fort, sondern entwickelte sie zu einer der größten und erfolgreichsten Kunstwerkstätten Europas. Die Ausstellung präsentiert Lucas Cranach den Jüngeren als Maler reformatorischer Epitaphien und Altäre, als fürstlichen Auftragnehmer und vor allem als Porträtisten. In der Porträtmalerei liegen seine besonderen Qualitäten. Hier löst er sich am deutlichsten von der Tradition des Vaters und wandelt dessen idealisierende Bildnisform zu lebensvollen und wirklichkeitsnahen Charakterstudien. Besonders brillant sind die kraftvollen und sensiblen Porträtstudien von 13 sächsischen Fürsten und ihren Verwandten, die aus dem Museum der Schönen Künste in Reims ausgeliehen werden konnten. Die Zeichnungen sind, als absoluter Höhepunkt der gesamten Landesausstellung, in einer Schatzkammer präsentiert. Sie stammen nach neuesten Forschungen alle von Lucas Cranach dem Jüngeren. Seit Jahrzehnten waren sie nicht mehr gemeinsam ausgestellt und in Deutschland noch nie zu sehen.
Die Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“ wurde von Dr. Katja Schneider, Jutta Strehle und Roland Enke kuratiert. Die Ausstellungsarchitektur und -gestaltung stammt vom Berliner Büro gewerk design. Für die Realisierung der Ausstellung stand ein Budget von 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Der Katalog ist im Hirmer-Verlag erschienen.
Junge Landesausstellung: Pop up Cranach
Im Augusteum wird mit „Pop up Cranach“ eine weitere Ausstellung präsentiert, die sich als spezielle Mitmachausstellung an Kinder, Jugendliche und Familien richtet. Mit „Pop up Cranach“ verwandelt sich das zweite Obergeschoss des Augusteums in eine lebendige Bilderwelt zum Entdecken, Selbermachen und Forschen. Wie erkennt man eine Fälschung? Was soll der Löwe im Zimmer? In acht verschiedenen Modulen können junge Ausstellungsbesucher zu Kunstdetektiven werden und den Rätseln in der Bilderwelt der Cranachwerkstatt nachspüren. Parallel zur Ausstellung bietet eine Bildungswerkstatt die Möglichkeit zum Malen, Werken und Experimentieren.
Die Ausstellung „Pop up Cranach“ ist ein Projekt des Alice – Museum für Kinder im FEZ-Berlin und der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Wittenberg ermöglichen allen Schülerinnen und Schülern den Besuch der Landesausstellung. Dazu wurde ein spezielles Schülerreise-Programm entwickelt.
Cranachs Kirche – Originale am originalen Ort
Die Stadtkirche Sankt Marien in Wittenberg beherbergt zahlreiche Originalgemälde von Lucas Cranach dem Jüngeren. Sie ist zudem ein authentischer Ort, der das Leben des Malers von Anfang bis zum Ende bezeugt. Hier befinden sich das Grab und das Grabmal Lucas Cranachs des Jüngeren, hier hörte er die Predigten der Reformatoren, hier wurde er getauft und getraut. Für die Ausstellung wurden die Cranachwerke restauriert, darunter etwa der bekannte Reformationsaltar, an dem Lucas Cranach der Jüngere zusammen mit seinem Vater gearbeitet hat. Weitere wichtige Werke sind die Epitaphe für Johannes Bugenhagen und Paul Eber, letzteres besser bekannt unter dem Titel „Der Weinberg des Herrn“. Die Werke sind wichtige Zeugnisse der Reformationsgeschichte. Weiterführende Erläuterungen und Texte werden die Kunstwerke ergänzen, die Restaurierungsarbeiten dokumentieren und die Wirkungsgeschichte der Gemälde vorstellen. Veranstalter sind die Evangelische Stadtkirchengemeinde und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. Zur Ausstellung ist ein Begleitband im Sax-Verlag erschienen.
Cranachs Welt
Das Geburtshaus Lucas Cranachs des Jüngeren ist ein prachtvolles und bis heute eindrucksvoll erhaltenes Haus am Wittenberger Markt. Es spiegelt ein authentisches Bild eines Werkhofs des 16. Jahrhunderts wider. 2007 wurde das Gebäude, zusammen mit dem Cranach-Hof in der Schlossstraße, zum Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung erklärt. Die Cranach-Stiftung präsentiert im Cranach-Haus am Markt die Ausstellung „Cranachs Welt“. Die Ausstellung stellt die Künstlerfamilie vor und vermittelt einen Überblick über das an Themen und Motiven reiche malerische Werk der Cranachs. Dabei wird auch der Werkstattprozess beleuchtet: Wie entstand ein Tafelgemälde? Welche Farben wurden in der Cranach-Werkstatt benutzt? In einem gesonderten Kapitel der Ausstellung werden unter dem Thema „Cranach und Luther – Aufbruch in eine neue Zeit“ Leihgaben der Stiftung August Ohm aus Hamburg präsentiert, darunter Werke von Cranach und Botticelli. Die Ausstellung „Cranachs Welt“ reiht sich in das Vorhaben „CranachCity“ ein.
Cranach in Anhalt. Vom alten zum neuen Glauben
Die Anhaltische Gemäldegalerie Dessau präsentiert im Rahmen der Landesausstellung im Johannbau die Schau „Cranach in Anhalt. Vom alten zum neuen Glauben“. Durch die enge Beziehung des Fürsten Georg III. von Anhalt zu Luther war Dessau ein besonders wichtiger Ort für die Ausbreitung des Protestantismus und ein Hauptschaffensort von Cranach dem Jüngeren. Die Cranach-Werkstatt zog es immer wieder aus dem 40 Kilometer entfernten Wittenberg hierher, um für das Fürstenhaus tätig zu werden. Geblieben ist noch heute ein reicher, für die Reformation programmatischer Bildbestand. Schönstes und eindrücklichstes Zeugnis dafür ist die Dessauer Abendmahltafel, auf der Luther, Melanchthon, Georg III. von Anhalt und andere Reformatoren gemeinsam mit Christus das Abendmahl feiern. Cranach der Jüngere setzt sich dabei als Mundschenk ins Bild.
Mit den beeindruckenden Epitaphien in der Johanniskirche, den Hauptwerken seines Vaters Cranach des Älteren, Werken Altdeutscher Malerei aus der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau sowie mit zahlreichen Leihgaben zeichnet die Ausstellung ein facettenreiches Bild des jüngeren Cranach. Ihr besonderes Anliegen ist es, die für die Kunst der Cranach-Werkstatt wegweisenden theologischen Hintergründe nachvollziehbar zu machen. Mit dem Johannbau, der zur Cranachzeit entstandenen Residenz der anhaltischen Fürsten, findet die Ausstellung ihren passenden Rahmen und Präsentationsort. Der Katalog zu dieser Ausstellung ist im Imhof-Verlag erschienen.
Cranach im Gotischen Haus in Wörlitz
Die Kulturstiftung DessauWörlitz präsentiert die Ausstellung „Cranach im Gotischen Haus in Wörlitz“. Dort, im Gotischen Haus des Wörlitzer Parks, begründete Fürst Franz von Anhalt-Dessau im 18. Jahrhundert eine der weltweit ersten und umfangreichsten Sammlungen von Gemälden der beiden Cranachs. Die Sammlung mit rund 20 Werken ist in wesentlichen Teilen erhalten geblieben. In der Ausstellung werden diese und andere Werke in originaler Hängung präsentiert. Damit wird der ursprüngliche Sammlungszusammenhang mit allen kunsthistorischen, zeitgeschichtlichen und philosophischen Bezügen wieder erlebbar. Zur Ausstellung ist ein Katalog im Hirmer-Verlag erschienen.
Cranach-Kirchen in der Region
Die Bedeutung von Lucas Cranach dem Jüngeren und dem Älteren für die Kunst- und Kulturlandschaft gerade in Sachsen-Anhalt ist überragend. Neben Museen beherbergen bis heute zahlreiche Kirchen nicht zuletzt in der Region Dessau-Wittenberg wertvolle Cranach-Gemälde und Cranach-Altäre. Im Rahmen der Landesausstellung „Cranach der Jüngere 2015“ können sie nun erstmals in einem Zusammenhang betrachtet werden. Das Korrespondenzprojekt „Cranach-Kirchen in der Region“ nimmt ausgewählte Cranach-Kirchen in den Blick und macht sie mit Gottesdiensten, Theaterstücken, Konzerten, Publikationen, Ausstellungen und verlässlicher Öffnung für eine breite Öffentlichkeit erfahrbar. Beteiligte Kirchen sind St. Johannis Dessau, St. Marien Dessau, die Patronatskirche Klieken, St. Nicolai Coswig, St. Petri Wörlitz, St. Bartholomäi Zerbst, die Stadtkirchen Wittenberg und Kemberg sowie die Dorfkirchen in Dabrun und Dietrichsdorf.
Die Landesausstellung „Cranach der Jüngere 2015“ steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff.