Nach 128 Tagen hat am Sonntag die Landesausstellung „Cranach der Jüngere 2015“ ihre Pforten geschlossen. Mehr als 155.000 Besucher haben sich die Ausstellungen in Wittenberg, Dessau und Wörlitz angesehen. Gerade in den letzten Tagen und Wochen erlebte die Landesausstellung einen wahren Besucheransturm. Vor allem vor der Hauptausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“ im Augusteum in Wittenberg bildeten sich immer wieder lange Besucherschlangen.
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Auch wenn Cranach der Jüngere nicht zum Hofmaler ernannt wird, erhält er von den albertinischen Herrschern bedeutende Aufträge und bleibt der Maler der Kurfürsten. Über die schweren politischen und konfessionellen Konflikte hinweg hält er die Werkstatt auf gutem Niveau, wahrt die Kontinuität ihrer reformatorischen Bildproduktion und verhilft dem Epitaph wie dem Standesporträt zu großer Blüte. Erstaunlicherweise hat er kein Selbstbildnis hinterlassen, nur ein Rollenbildnis als Mundschenk in einem seiner Gemälde.
Cranach der Jüngere, Ausschnitt aus dem Gemälde „Das Abendmahl“. Epitaph für Fürst Joachim von Anhalt, 1565.
Foto: Kirchengemeinde St. Johannis und St. Marien Dessau.
Sein Name ist weithin bekannt, sein Leben und Werk weit weniger. Die kollektive Erinnerung konzentrierte sich bislang vor allem auf den Vater, Lucas Cranach den Älteren. Dass es daneben und danach einen zweiten, ebenfalls sehr talentierten Lucas Cranach gab, wurde, wenn überhaupt, nur am Rande dargestellt. Der 500. Geburtstag ist darum mehr als nur ein willkommener Anlass, Leben und Werk des bislang unbekannten Meisters erstmals in einer monografischen Ausstellung vorzustellen. Mit seinen Gemälden, Holzschnitten und Bibelminiaturen, mit seinen einfühlsamen Porträts, lehrhaften Epitaphien und Altären gehört er ohne Zweifel zu den großen Entdeckungen der Kunstgeschichte.
Lucas Cranach der Jüngere (?), Das Abendmahl (Epitaph für Fürst Joachim von Anhalt), nach 1565 Foto: Tim Hufnagl
Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Söhne Cranach d. Ä. waren auf den Stil, die Materialien und Techniken der Cranach-Werkstatt eingeschworen. Nur selten ist eine Händescheidung möglich. Die Wiederholung eines Motivs, wie beim Porträt der Christiane Eulenau, oder Serienthemen wie „Herkules bei Omphale“ erlauben Vergleiche. Mehr als feine Unterschiede im Malstil und kleine Akzentverschiebungen sind jedoch nicht auszumachen. Eine letzte Sicherheit gibt es für die Zuschreibungen nicht.
Lucas Cranach der Ältere, Herkules bei Omphale, 1537
Foto: Tim Hufnagl
Martin Luther stellte mit der Bibel das Wort Gottes in den Mittelpunkt des Glaubens. Seine Bibelübersetzung eröffnete allen den eigenständigen Weg der Erkenntnis des wahren evangelischen Glaubens und seiner Christusbotschaft. Der Wittenberger Drucker Hans Lufft erstellte im 16. Jahrhundert zahlreiche Auflagen der Lutherbibel. Lucas Cranach d. J. schuf für diese Bibeln zahlreiche kostbare Miniaturmalereien, darunter die Glaubensallegorie von Gesetz und Gnade sowie Porträts von Luther, Melanchthon und den Auftraggebern.
Lucas Cranach der Jüngere, Miniaturen der Bibel des Nikolaus von Ebeleben, 1561
Foto: Tim Hufnagl
Ab 1550 erlebte das Epitaph im lutherischen Kirchenraum eine neue Blüte. Cranach d. J. schuf für die Wittenberger Stadtkirche zahlreiche Gedächtnismale. Er wählte dafür Bildmotive, die der lutherischen Heilsgewissheit Ausdruck verliehen. Die Themen konzentrierten sich auf christologische Inhalte, die Trost und Hoffnung spenden und den Glauben der Betrachter stärken sollten. Durch die Epitaphien blieben die Verstorbenen in der Gemeinde präsent. Sie riefen zum dankbaren Angedenken ihres vorbildhaften Lebens im evangelischen Glauben auf. So wurde das Totengedächtnis in die lutherische Kirche integriert.
Lucas Cranach der Jüngere, Auferstehung Christi mit Stifterfamilie (Epitaph für Leonhard Badehorn), 1554
Foto: Tim Hufnagl
Seit Beginn der Reformation gehört das Lutherporträt – später als Paar mit Melanchthon – zum Programm der Cranachwerkstatt. In hohen Stückzahlen auf den Markt gebracht, erlangte es ikonischen Charakter. Cranach d. J. führte diese Tradition mit neuen Bildformen und variierten Formaten fort: Der Typus des Reformators, der dem Betrachter ein aufgeschlagenes Buch mit Bibelversen zur Lektüre entgegen hält, geht auf ihn zurück. Die Verse, in denen die authentische Handschrift oder ein Typendruck nachgeahmt werden, stehen für das unverfälschte Wort Gottes.
Lucas Cranach der Jüngere, Bildnisse Martin Luther und Philipp Melanchthon, 1562
Foto: Tim Hufnagl
Der Sündenfall zählt zu den am häufigsten gemalten Motiven der Cranach-Werkstatt. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Varianten in den unterschiedlichsten Formaten. Die Cranachs konzentrieren sich in ihrer Darstellung des Sündenfalls auf die Begegnung des Paares und zeigen den Moment der Zuwendung und Verführung in Gesten und Körperhaltung. Um den Baum der Erkenntnis windet sich die Schlange, von der Idylle des Paradieses zeugen die Tiere. Das Thema des Sündenfalls war fester Bestandteil der lutherischen Glaubensbilder. Im Sinne von Luthers Ehelehre stehen Adam und Eva hier für das Urelternpaar.
Lucas Cranach der Ältere, Adam und Eva, 1532
Foto: Tim Hufnagl
Mit großem Erfolg malten die Cranachs weibliche Tugendallegorien, die an Fürstenhöfen und bei humanistisch gebildeten Sammlern äußerst beliebt waren. Den Anfang machte 1509 das berühmte Gemälde der lebensgroßen Venus von Cranach d. Ä., die erste Aktdarstellung der Göttin der Liebe nördlich der Alpen. Ihr folgten die liegenden Quellnymphen als erste Akte in der Natur sowie die römisch-antike Heldin Lukretia und Caritas, die Göttin der Nächstenliebe. Sie etablierten Cranach d. Ä. als Maler weiblicher Akte. Sein Sohn führte die Serien bis in die zweite Jahrhunderthälfte fort.
Blick in die Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“
Foto: Tim Hufnagl
Cranach d. J. war schon früh mit der Anfertigung höfischer Bildnisse betraut worden. Indem er sich einem mehr malerischen Stil zuwandte, löste er sich vom idealisierenden Schematismus der Serienbildnisse seines Vaters. Die Standesporträts des jüngeren Cranach inszenieren Macht und Wohlstand der Dargestellten. Das Porträt jener Zeit konnte viele Funktionen erfüllen: Es diente der Brautwerbung oder dem Zeugnis der Eheschließung, der Erinnerung oder der Memoria von Verstorbenen. Auch war es Ausdruck höfischer wie adliger Repräsentation und legitimierte Herrschaftsansprüche.
Blick in die Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“
Foto: Tim Hufnagl
Das Musée des Beaux-arts de Reims verwahrt eine einzigartige Sammlung an Zeichnungen von der Hand Lucas Cranachs d. J.: 13 Porträtstudien von Angehörigen des sächsischen Herrscherhauses und der mit ihnen verwandten Fürsten. Sie gehörten einst zum Fundus der Cranach-Werkstatt und dienten als Vorlagen bei Nachbestellungen der Porträts. Damit verfügten die Cranachs über das Bildnismonopol der sächsischen Fürsten. Zwei der Studien wurden von Cranach d. J. eigenhändig bezeichnet. Erst im späten 19. Jahrhundert erkannte man in ihnen Werke Cranachs d. Ä. Neueste Forschungen belegen, dass sie alle Cranach d. J. zugeschrieben werden müssen.
Blick in die Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“
Foto: Tim Hufnagl
Multitalent Cranach
Lucas Cranach der Jüngere lernte schon als Kind in der Werkstatt seines Vaters, wie Bilder entstehen und wirken. Verbunden mit einer Druckerei war die Cranachwerkstatt der wichtigste Impulsgeber der damaligen Kunstszene. Als Multitalent baute Cranach der Jüngere die väterliche Werkstatt zu einem äußerst produktiven und europaweit erfolgreich agierenden „Kunstunternehmen“ aus, das farbenprächtige Gemälde von höchster Qualität lieferte und damit die Welt begeisterte.
Lucas Cranach der Jüngere wird am 4. Oktober 1515 in Wittenberg als zweiter Sohn des kursächsischen Hofmalers Lucas Cranach der Ältere und seiner Frau Barbara Brengebier geboren. Er wächst mit dem älteren Bruder Hans und den drei jüngeren Schwestern Barbara, Ursula und Anna in Wittenberg auf. Seine ersten Lebensjahre verbringt er in einem der Cranach-Häuser am Markt.
Ansicht des Cranach-Hauses am Markt 4.
Foto: WittenbergKultur e.V.
1517 erwirbt der Vater einen großen Hof in der heutigen Schlossstraße 1, den er für seine expandierende Malerwerkstatt ausbaut. Angeschlossen ist auch eine Apotheke. Lucas der Jüngere wächst in einem begüterten, im höfischen Milieu verankerten Haushalt, der von Wohlstand, Dynamik und Geschäftssinn geprägt ist, heran und gehört zur ersten Generation, die im neuen Glauben erzogen wird.
Ansicht des Cranachhofes in der Schlossstraße 1.
Foto: Jürgen M. Pietsch
Lucas der Jüngere tritt, wie zuvor sein Bruder Hans, als Lehrling in die väterliche Werkstatt ein und beteiligt sich bald an der gesamten Bildproduktion. Erstmals aktenkundig wird er 1535 durch Lohnzahlungen für Arbeiten am Torgauer Schloss. Für die Herkunft der Gemälde der Cranach-Werkstatt bürgt eine Marke: die geflügelte Schlange. Individuelle Signaturen, an denen man hätte Vater, Söhne oder Mitarbeiter unterscheiden können, gibt es nur ausnahmsweise. Um 1537 erfolgt ein Signaturwechsel: Die Schlange trägt fortan liegende Flügel.
Signatur von Cranach dem Jüngeren vom Epitaph-Altar der Weimarer Stadtkirche, 1555
Foto: Cranach Digital Archive (CDA) Düsseldorf/Köln
Eigentlich ist der Bruder Hans zum Nachfolger der Cranach-Werkstatt bestimmt. 1537 tritt er eine Studienreise nach Italien an, auf der er am 9. Oktober in Bologna einem „tödlichen Fieber“ erliegt. Die Nachricht versetzt alle in tiefe Trauer; sein Freund, der gleichaltrige Dichter Johannes Stigel, widmet ihm ein Trauergedicht. Von seinem großen Können zeugt das Porträt des Gregor Brück, das neben dem Schlangensignet unter einer Übermalung die Initialen HC trägt, ihm also zugeschrieben werden kann.
Hans Cranach, Bildnis des Kanzlers Gregor Brück, 1533.
Foto: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Seit dem Tod des Bruders ist Cranach der Jüngere zum Nachfolger und künftigen Hausvater der Familie bestimmt. 1541 heiratet er Barbara Brück, Tochter des einflussreichen kursächsischen Kanzlers Gregor Brück. Als sie 1550 an der Pest stirbt, vermählt er sich mit Magdalena Schurff, Tochter des kurfürstlichen Leibarztes und Freund Luthers, Augustin Schurff. Aus beiden Ehen gehen neun Kinder hervor, von denen vier früh sterben. Die Kinder Cranach des Jüngeren werden gut verheiratet und haben zahlreiche Nachkommen.
Cranach-Wappen, Malerei auf Papier, aus dem Stammbuch von Abraham und David Ulrich.
Foto: Deutsches Historisches Museum
Das Jahr 1550 bringt eine tiefe Zäsur: Der Vater folgt nach langem Zögern dem 1547 im Schmalkaldischen Krieg vom Kaiser gefangen genommenen ernestinischen Kurfürsten Johann Friedrich nach Augsburg. Vor seinem Weggang regelt er sein Erbe, überlässt die Apotheke dem Schwiegersohn Caspar Pfreund und übergibt die Werkstatt seinem Sohn Lucas. Wohl um die Erinnerung an den Vater festzuhalten, malt Cranach der Jüngere sein Bildnis. 1553 stirbt Cranach der Ältere 81-jährig in Weimar im Hause seiner Tochter Barbara.
Lucas Cranach der Jüngere, Porträt von Lucas Cranach dem Älteren, 1550.
Foto: Uffizien Florenz
Ab 1556 werden die im Schmalkaldischen Krieg abgetragenen Turmhauben der Wittenberger Stadtkirche erneuert. Die Ratsherren geben bei Matthias Gunderam, Vetter und Hauslehrer von Cranach dem Jüngeren, eine Familienchronik in Auftrag, die zusammen mit ernestinischen Münzen aus seinem Besitz zum Gedenken an den Vater in die Turmknäufe eingelegt wird. Sie überliefert erstmals biografische Daten und Episoden aus dem Leben Cranachs des Älteren und würdigt den Sohn als geachteten Bürger und Erben der Malkunst.
Lucas Cranach der Jüngere, Epitaph für Franziskus Oldehorst (Ausschnitt), um 1569.
Foto: Ev. Stadtkirche St. Marien Wittenberg
Cranach der Jüngere engagiert sich viele Jahre in der politischen Selbstverwaltung der Stadt. Als reicher Bürger Wittenbergs gehört er dem Ratskollegium an, wird Kämmerer und Bürgermeister. 1565 ernennt ihn der Kurfürst zum Landessteuereinnehmer. Geschickt vermehrt er das eigene Vermögen und den Immobilienbesitz, übernimmt zahlreiche Vormundschaften und engagiert sich für das Gemeinwohl. 1569 bestätigt der Kurfürst ihm das Recht auf Weinausschank, das die Stadt ihm wiederholt streitig zu machen suchte.
Anonymer Schreiber, Kurfürstliches Weinschankprivileg für Lucas Cranach d.J., Kurfürstliche Kanzlei, Originalausfertigung Dresden, 13. Juni 1569.
Foto: Städtische Sammlungen der Lutherstadt Wittenberg, Ratsarchiv, Hagen Immel
Auch wenn Cranach der Jüngere nicht zum Hofmaler ernannt wird, erhält er von den albertinischen Herrschern bedeutende Aufträge und bleibt der Maler der Kurfürsten. Über die schweren politischen und konfessionellen Konflikte hinweg hält er die Werkstatt auf gutem Niveau, wahrt die Kontinuität ihrer reformatorischen Bildproduktion und verhilft dem Epitaph wie dem Standesporträt zu großer Blüte. Erstaunlicherweise hat er kein Selbstbildnis hinterlassen, nur ein Rollenbildnis als Mundschenk in einem seiner Gemälde.
Cranach der Jüngere, Ausschnitt aus dem Gemälde „Das Abendmahl“. Epitaph für Fürst Joachim von Anhalt, 1565.
Foto: Kirchengemeinde St. Johannis und St. Marien Dessau.
Am 25. Januar 1586 stirbt Lucas Cranach der Jüngere im Alter von 71 Jahren. Der Stadtpfarrer Georg Mylius hält die Leichenpredigt, lobt seinen christlichen Lebenswandel, seinen unermüdlichen politischen Einsatz und seine Kunst. Als „Erbe der Kunst und des Namens“ wie als „frommer Herr“ hat er in Wittenberg höchstes Ansehen genossen. Mit dem Verkauf eines Teils des künstlerischen Nachlasses im Jahr 1588 an die Dresdner Kunstkammer wird das Ende der Werkstatt, die sein Sohn Augustin fortführt, eingeläutet.
Sebastian Walter, Epitaph für Lucas Cranach d.J. und seine beiden Ehefrauen, um 1606, Chorraum der Stadtkirche St. Marien in Wittenberg.
Foto: Jürgen M. Pietsch
Spot on Cranach
Als Maler reformatorischer Altäre und Epitaphien, als ausgezeichneter Porträtist und hochbegabter Zeichner gab Lucas Cranach der Jüngere der Reformation ein Gesicht und entwickelte neue Bildformeln für den protestantischen Glauben. Die faszinierende Schönheit der Werke, ihre komplexen Bildbedeutungen und Chiffren erfüllten schon die Zeitgenossen mit Bewunderung und beeindrucken noch heute.
Eine Felsenburg in einer Landschaft, wie sie in den Elbauen, man denke an das Elbsandsteingebirge, durchaus zu finden sein könnte. Vielleicht spielt dieses Motiv aber auch auf den Berg Zion an, eine Turmburg in Jerusalem gemeint. Die Felsenburg als Motiv wird in zahlreichen Werken Cranachs fasst wie eine Formel eingesetzt.
Auch Martin Luther hat sich unter die Jünger Christi gereiht – in der Verkleidung als Junker Jörg. So nannte er sich, als der sächsische Kurfürst ihn zum Schutz vor dem Bann des Papstes hatte auf die Wartburg entführen lassen. Ein Jüngling reicht ihm einen mit Wein gefüllten Becher – vielleicht ist es Cranach der Jüngere, der sich hier in der dienenden Rolle des Mundschenks mit einem Selbstbildnis in die Szene eingebracht hat?
Judas, der traditionell in einem gelben Gewand gezeigt wird, sitzt, von den anderen abgesondert, auf der Steinbank und wendet sich Christus zu. Dieser schiebt ihm das Brot mit dem Finger in den Mund, so, als würde er ihm seinen Finger in den Mund stecken, und damit ihm, dem Verräter, seinen Leib darreichen: Auch der Sünder empfängt die Gnade Gottes.
Mit seinen 12 Jüngern ist Jesus am Abend vor seinem Tod zu einem letzten Mahl zusammengekommen. Das gebratene Lamm in der Mitte der Tafel ist noch unversehrt, das Besteck noch unangetastet, das Brot, das Jesus bricht, um es seinen Jüngern zu reichen, aufgeschnitten bereitgestellt, aber nicht gebrochen – Luthers Auffassung zufolge soll im Abendmahl – übrigens eine Wortschöpfung von ihm – nicht Brot gebrochen, sondern an seiner statt eine Hostie gereicht werden.
Wer sind die Dargestellten in der Tischrunde Christi? Sind es nur Charakterköpfe oder Porträts einzelner Personen? Man glaubt, unter ihnen die Drucker Hans Lufft, Georg Rhau und Bartholomäus Vogel erkennen zu können – doch ist dies nicht wirklich zu belegen. Luthers didaktische Ambitionen allerdings legen es nahe, dass mit jeder Figur eine bestimmte Person gemeint war, die erkannt werden sollte.
Johannes war der Jünger, den Jesus besonders liebte. Als engster Vertrauter sitzt er beim Abendmahl stets an seiner Seite, häufig schmiegt er sich eng an ihn an. Auch Cranach zeigt die beiden in inniger Umarmung, einander nah und doch allein und in sich gekehrt, als würden sie das kommende Unheil vorhersehen.